Organisation der Florenkartierung

Strukturen

Die Organisation und Durchführung floristischer Kartierungen erfolgt überwiegend durch ehrenamtlich Aktive, welche in regionalen Ortsgruppen und -vereinen, entweder unabhängig oder unter dem Dach größerer Verbände zur Erforschung der Flora, organisiert sind. Motivation und Ziel der Aktivitäten ist die Erforschung der regionalen Flora, meist verbunden mit der Publikation regionaler Florenwerke. 
Der Verein "Netzwerk Phytodiverstät Deutschlands" (NetPhyD) mit der dort angesiedelten "Koordinationsstelle Florenkartierung" hat die deutschlandweite Koordination der einschlägigen Aktivitäten von der ehemaligen Zentralstelle der Florenkartierung (siehe Geschichtliche Entwicklung) übernommen.
Parallel dazu erfolgt die taxonomische Bearbeitung durch Spezialistinnen und Spezialisten, von denen viele sich zeitlich parallel zum NetPhyD-Entstehungsprozess im Verein "Gesellschaft zur Erforschung der Flora Deutschlands" (GEFD) zusammengeschlossen haben.

Ehrenamt

Basis der flächendeckenden Bestandserhebung und Kartierung der Flora in Deutschland ist und wird auch in Zukunft die ehrenamtliche Geländeerhebung auf breiter Beteiligungsbasis Fachkundiger bleiben. Ohne das ehrenamtliche Engagement Kartierender mit lokalen Artenkennnissen und von taxonomischen Experten und Expertinnen für bestimmungskritische Sippen wäre eine Erhebung in diesem Umfang und dieser Detailschärfe auf Maßstabsebene der Bundesrepublik nicht leistbar.
Die Widmung auf der Startseite von FloraWeb möchte damit allen Ehrenämtlern für ihre Beteiligung an der floristischen Kartierung und der Bereitstellung ihrer Daten danken. Denn die zur Verfügung gestellten Daten liefern sowohl die unverzichtbare Datengrundlage für die Erstellung von Florenwerken und Verbreitungsatlanten, als auch für die Erstellung von Roten Listen, der Formulierung von Schutzmaßnahmen und erlauben wissenschaftliche Fragestellungen zu Arealentwicklung oder den Auswirkungen des Klimawandels auf Grundlage umfassender Datensätze zu bearbeiten.
So werden für Orte, Regionen, manchmal sogar ganze Bundesländer Daten zum Inventar von Pflanzenarten, deren Verbreitung und Bestandssituation gesammelt und in regionalen Datenbanken kompiliert, meist mit dem Ziel der Publikation eines Verbreitungsatlas oder einer Gebietsflora. Viele Naturschutz-Fachbehörden der Bundesländer initiieren und fördern in ihren Zuständigkeitsbereichen diese regionalen Kartierungen und bauen eigene Länder-Datenbanken auf. In größeren Zeitabständen werden die regionalen Datenbestände in der Datenbank FlorKart des BfN zusammengeführt. Dazu ist jeweils ein aufwändiger Prozess des Abgleichs taxonomischer Sichtweisen und Referenzen und der Bewertung der Natürlichkeit von Vorkommen bei der Angabe des floristischen Status erforderlich. Als Online-Flora Deutschlands veröffentlicht FloraWeb diese Daten in Form von Artsteckbriefen und den zugehörigen Verbreitungskarten.
Die Zukunft stellt die ehrenamtlich getragene Florenkartierung vor neue Aufgaben und Herausforderungen. So ist es notwendig, zunehmend auch den Bedürfnissen themenspezifischer Monitoring-Ansätze, z. B. aus den Bereichen Klimawandel und invasive Arten, Rechnung zu tragen. Dazu ist unverzichtbar, dass auch die Bundesländer ihrerseits die regionalen Aktivitäten weiterhin unterstützen und vorantreiben.

Geschichtliche Entwicklung

Die Florenkartierung in heutiger Form in Deutschland ist ihrem Ursprung nach ein Teil der in den 60er Jahren von Wien aus propagierten und seither von dort aus international koordinierten Mitteleuropa-Kartierung. Für ihre flächendeckende Koordination in Deutschland (damals BRD und DDR) wurden zunächst an den Universitäten Göttingen (später Bochum und Regensburg) bzw. Halle zentrale Koordinationsstellen eingerichtet, mit der Aufgabe, den flächendeckenden Kartierungsprozess auf ehrenamtlicher Beteiligungsbasis zu initiieren, die regionalen Erhebungsergebnisse zusammenzuführen und in einheitlichen Verbreitungskarten der Pflanzenarten darzustellen. Mit der Wiedervereinigung wurde eine gemeinsame deutsche Zentralstelle für die floristische Kartierung Deutschlands mit den Bereichen Nord, Süd und Ost geschaffen. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und dessen Vorgänger-Institution BFANL waren an diesem Prozess unterstützend beteiligt. Sie haben zwischen Ende der 1980er und Anfang der 2000er Jahre die Aktivitäten der Zentralstelle zur Aktualisierung der Florenkartierung einschließlich des Aufbaus der zentralen Datenbank FlorKart sowie des darauf fußenden Internetportals FloraWeb mit Forschungsmitteln gefördert. FlorKart und FloraWeb werden vom BfN als Daueraufgabe in Kooperation mit der Zentralstelle bzw. deren Nachfolger (s.u.) weitergeführt. Parallel und darüber hinaus fördert das BfN die Entwicklung und Bereitstellung von Software Internetportalen für die Erfassung und den Austausch von Kartierungsdaten.

NetPhyD und GEFD

Netzwerk Phytodiversität Deutschlands (NetPhyD)

Vor dem Hintergrund des wachsenden Interesses an der Auswertung der Bestands- und Verbreitungsdaten der Florenkartierung für Naturschutz, einschließlich dessen internationaler Belange, für Wissenschaft und flächenbezogene Planungen, erwies es sich Anfang der 2000er Jahre als sinnvoll, in die Zentralstelle diejenigen Disziplinen mit einzubeziehen, die für die wissenschaftliche und naturschutzbezogene Auswertung bzw. Anwendung der Kartierungsergebnisse besonders relevant sind. Unter der neuen Bezeichnung Zentralstelle für die Phytodiversität Deutschlands (ZePhyD) schlossen sich den alten Koordinationsstellen der Florenkartierung neue Bereiche an, wie Vegetationsdatenbanken (FH Freising-Weihenstephan), Biologie und Ökologie der Pflanzenarten (Uni Regensburg, Uni Oldenburg, UFZ Leipzig-Halle), Populationsgenetik (Uni Osnabrück), Arealkunde (Uni Halle) u.a. Um als juristische Person auftreten zu können wurde die Vereinsform gewählt und 2006 der Verein Netzwerk Phytodiversität Deutschland (NetPhyD) gegründet. In dessen Rahmen wurde als Ersatz der alten Zentralstelle die neue Koordinationsstelle Florenkartierung eingerichtet. Diese hat die deutschlandweite Koordination der einschlägigen Aktivitäten von der ehemaligen Zentralstelle der Florenkartierung übernommen

Gesellschaft zur Erforschung der Flora Deutschlands (GEFD)

Zeitlich parallel zur Gründung von NetPhyD wurde der Verein "Gesellschaft zur Erforschung der Flora Deutschlands" (GEFD) gegründet. In diesem Verein wurde die ehrenamtliche Arbeit von Expertinnen und Experten zur Bearbeitung und zum Austausch der Kenntnisse taxonomisch schwieriger Gruppen gebündelt. Eine enge Kooperation beider Vereine ist selbstverständlich.